Auch Pflege bedarf Verein­barkeit!

logo Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und JugendDie Unter­neh­mens­kultur der Anton Debatin GmbH zeichnet sich durch beson­deres Engagement im Bereich der Verein­barkeit von Familie und Beruf aus, wozu auch die Pflege von Angehö­rigen gehört. Über einzelne Maßnahmen und besondere Heraus­for­de­rungen hat das Netzwerk Erfolgs­faktor Familie des Bundes­mi­nis­te­riums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit dem Geschäfts­führer Thomas Rose und der Perso­nal­re­fe­rentin Melanie Wörner gesprochen.

Herr Rose, warum ist auch das Thema Pflege im Kontext Verein­barkeit so entscheidend?

Thomas Rose: Beim Thema Pflege sind Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter dreifach belastet. Der Beschäf­tigte möchte für die zu pflegende Person — meistens nahe Angehörige — da sein, macht sich Sorgen um den Gesund­heits­zu­stand (psychische Belastung) und möchte seine Arbeit — auf die er meist angewiesen ist — nicht vernach­läs­sigen. Deshalb ist es wichtig, dass Unter­nehmen hier unter­stützen. Sei es durch Flexi­bi­lität im Arbeits­alltag, durch Infor­ma­tionen, durch erste Anlauf­stellen im Unter­nehmen und durch Verständnis und Zuhören – insbe­sondere der Führungs­kräfte.

Frau Wörner, was sind aus Ihrer Erfahrung die größten Heraus­for­de­rungen der Beleg­schaft im Hinblick auf die Pflege ihrer Angehö­rigen?

Melanie Wörner: Als produ­zie­render Betrieb mit vielen in Schicht arbei­tenden Beschäf­tigten, sehen wir die größten Heraus­for­de­rungen genau dort. In Schicht arbei­tende Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter müssen sowieso schon sehr flexibel sein (wöchent­licher Wechsel). Kommt dann noch eine Notsi­tuation hinzu, ist man schnell an seinen Grenzen. Hier ist ein guter Draht zu den Beschäf­tigten wichtig. Jede flexible Lösung, die wir hier finden, beruht auf dem Prinzip „Geben
und Nehmen“. Sind Arbeit­geber und Mitar­beiter bereit aufein­ander zuzugehen, kann man gute Lösungen finden, die beiden Seiten helfen. Gerade wenn ein Pflegefall in den Familien kurzfristig eintritt, fehlt es den Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beitern oft an Infor­ma­tionen. Hier kann das Unter­nehmen als erste Anlauf­stelle eine große Hilfe darstellen.

Und mit welchen Maßnahmen versuchen Sie als Anton Debatin GmbH die Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter beim Thema Pflege zu unter­stützen?

Melanie Wörner: Wir halten unsere Infor­ma­tionen durch ein breit aufge­stelltes Netzwerk und die konstante Fortbildung unserer drei Pflege­guides aktuell. Wir stellen umfang­reiches Infor­ma­ti­ons­ma­terial über die Pflege­guides, im Intranet oder unseren Flyer­ständern zur Verfügung. Ein ganz beson­derer Eyecatcher steht in unserer Kantine: Ein Rollstuhl in Unter­neh­mens­farben, der alle Flyer zum Thema Pflege ausstellt. Dieser soll Aufmerk­samkeit erzeugen. Wir haben gute Kontakte zu allen weiter­füh­renden Stellen in der Umgebung und haben Verein­ba­rungen zu Pflegezeit und kurzfris­tigen Arbeits­un­ter­bre­chungen aufge­setzt, die wir schnell mit Beschäf­tigten umsetzen können. Wir bieten flexible Arbeits­zeiten, mobiles Arbeiten oder auch „kurzfristige Freistel­lungen“. Unsere Führungs­kräfte haben großes Verständnis für Notsi­tua­tionen und suchen entspre­chend innovative Lösungen mit den Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beitern.

Auch der Fortschritts­index Verein­barkeit misst den Anteil der Beschäf­tigten mit betrieb­licher Unter­stützung bei der Pflege in einer Kennzahl. Hat die Ermittlung der Kennzahl neue Erkennt­nisse gebracht? Was sind Ihre sonstigen Erfah­rungen mit dem Tool?

Melanie Wörner: Definitiv. Der Fortschritts­index Verein­barkeit ist ein gutes Instrument, um unsere Fortschritte in diesem Bereich zu erfassen, unsere Anstren­gungen messbar zu machen und zu sehen, wo wir im Vergleich zu anderen Unter­nehmen stehen. Der Index hat uns gezeigt, dass wir im Vergleich zu anderen Unter­nehmen beim Thema Pflege gut aufge­stellt sind. Außerdem hat er uns durch die Empfeh­lungen weitere Ideen und Impulse geliefert.

Welche Rolle wird die Pflege zukünftig in der Unter­neh­mens­kultur spielen?

Thomas Rose: Wir möchten erreichen, dass das Thema in der Zukunft eine noch weitaus größere Rolle in unserer Unter­neh­mens­kultur spielt. Das können wir erreichen, indem wir noch mehr darüber mitein­ander sprechen. Und so die Angebote von DEBATIN und die des Staates bekannter machen. Das Thema muss weiter entta­bui­siert werden. Das kann auch durch aktive Ansprache der Beschäf­tigten durch die Führungs­kräfte geschehen.

Herr Rose, was würden Sie anderen Unter­nehmen raten, die beim Thema Verein­barkeit Fortschritte erzielen möchten?

Thomas Rose: Mein Tipp ist, die vielen guten Ideen und Maßnahmen in diesem Bereich zu struk­tu­rieren. Das erleichtert die Kommu­ni­kation an die Beleg­schaft. Wir haben viele Jahre gute Ideen gehabt, umgesetzt und uns gewundert, dass die Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter sie nur begrenzt annahmen. 2018 haben wir uns dafür entschieden, alles mithilfe des audit berufund­fa­milie zu struk­tu­rieren und zu bündeln. Außerdem haben wir die Mitar­bei­ter­be­tei­ligung bei den einzelnen Maßnahmen verstärkt. Die Beschäf­tigten werden verständ­licher über das Gesamt­an­gebot infor­miert und nehmen es auch besser an — Kommu­ni­kation ist schluss­endlich ein wesent­licher Erfolgs­schlüssel.